Strache macht sich Sorgen um FGM?

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Diese Meldung erging am 07. Oktober 2010 morgen an JournalistInnen und Medien. Zur allgemeinen Information:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bin seit 2005 Aktivist gegen Female Genital Mutilation (FGM) in Afrika und Österreich (unter anderem Mitwirkung bei der der Azhar-Fatwa gegen FGM 2006 und Leitung der Addis Abeba-Konferenz gegen FGM 2009) und möchte daher darauf hinweisen, dass Herr Strache hier offenbar bewusst Unwahrheiten verbreitet.

Hier der Link: http://diepresse.com/home/politik/wienwahl/600098/index.do?_vl_backlink=%2Fhome%2Fpolitik%2Findex.do

"Aber es ist auch eine Schande, dass wir durch von der SPÖ unterstütze Parallel- und Gegengesellschaften in Österreich 8000 - 9000 Zwangsbeschneidungen im Jahr haben, dass es Zwangsverheiratungen gibt, und dass Mädchen von klein auf mit Gewaltandrohung unter Kopftuchzwang gestellt werden. Leider ist da durch die SPÖ in der Gesellschaft sehr viel in die falsche Richtung gelaufen, wo wir gegensteuern müssen."

Die kolportierte Zahl von ca. 8.000 stammt aus einer Schätzung aus 2006 über die Gesamtzahl der von FGM betroffenen Frauen in Österreich. Damals wurde auch geschätzt, dass jährlich weitere über 200 hier lebende Mädchen und Frauen verstümmelt werden. Auch das ist selbstverständlich schlimm genug, aber wir leben im Jahr 2010 und inzwischen ist unglaublich viel an Aufklärungsarbeit geleistet worden, insbesondere innermuslimisch, so dass diese Zahl für heute erfreulicherweise stark relativiert werden muss; interessant und wichtig wäre eine neue Studie für 2011, die ich sehr begrüßen würde! Siehe auch die unten angeführten Informationen und Ausschnitte zum Thema.

Ob Omar AL Rawi Bürgermeister wird oder nicht mag am Ende des Wahlkampfes erheiternd wirken! Weniger lustig ist mit Themen wie FGM politisches Kleingeld zu sammeln, noch dazu durch Verbreitung von Unwahrheiten kombiniert mit Hetze gegen Minderheiten. Das ist natürlich nicht das erste Mal, aber diesmal besonders heikel und nachweislich unwahr! Ich bitte um entsprechende Verbreitung dieser Meldung und stehe für allfällige Fragen gerne zur Verfügung.

Vielen Dank und beste Grüße ...

Tarafa Baghajati, Wien, 07.10.2010


http://www.profrau.at/de/genitalverst/oesterreich.htm

"Nach einem Situationsbericht von Frau Etenesh Hadis, Vorstandsfrau der Afrikanischen Frauenorganisation in Wien, in der Zeitschrift 'Women' von 10/02 leben ihrer Schätzung nach ca. 8.000 Opfer von FGM (weiblicher Genitalverstümmelung) in Österreich, und jährlich werden weitere Hunderte hier lebende Mädchen und Frauen verstümmelt."


http://sciencev1.orf.at/science/news/145563

Erhebung: Genitalverstümmelung in Österreich

Genitalverstümmelung ist kein Problem einzelner afrikanischer Staaten, die Beschneidung von Mädchen betrifft auch junge Frauen in Österreich: 250 Fälle wurden bisher nachgewiesen.

Das Gesundheits- und Frauenministerium hat versucht, Zahlen über diese grausame Tradition zu erheben: Die diesbezüglich Daten sind dürftig, Schätzungen zufolge sind in Österreich viel mehr als 250 Frauen betroffen.

130 Millionen Opfer weltweit

Lebenslang Schmerzen, körperliche wie seelische ¿ unter dem Begriff "Genitalverstümmelung" versteht man das Beschneiden von Klitoris und oder Schamlippen, zum Teil auch das Zusammennähen der Schamlippen: Weltweit werden 130 Millionen Opfer vermutet, vor allem Frauen in Nigeria, Ägypten und Äthiopien. International wird diese Praxis als "Female genital mutilation" (FGM) bezeichnet.

In Österreich schwanken die Schätzungen zwischen 2.000 und 8.000 - Frauen, die aus afrikanischen Staaten nach Österreich gekommen sind. Gesundheits- und Frauenministerin Maria Rauch-Kallat schätzt die Zahl aufgrund der Ergebnisse der heute präsentierten Umfrage deutlich niedriger. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen in Kooperation mit der Österreichischen Ärztekammer und UNICEF Österreich durchgeführt.

-> Female genital mutilation - WHO Österreich: Zumindest 250 Betroffene Für die Studie wurden Angaben von 415 Gynäkologen und Kinderärzten ausgewertet sowie von 130 Spitälern. (Verschickt wurden vom Ministerium übrigens deutlich mehr Fragebögen.) Demnach lässt sich an zumindest 250 Patientinnen frühere Genitalverstümmelung nachweisen.

Drei Viertel der Frauen stammen aus Somalia und Äthiopien; die meisten sind zwischen 19 und 34 Jahre alt. 57 befragte Frauen- und ein Kinderarzt wurden in der Ordination von einer betroffenen Frau aufgesucht. Ebenso 21 Spitäler.

Hier zu Lande nicht praktiziert?

Die Studie lasse den vorsichtigen Schluss zu, dass in Österreich keine Genitalverstümmelung durchgeführt werde bzw. nicht von hier zugelassenen Ärzten, so Ministerin Rauch-Kallat.

Den Vorwurf der Blauäugigkeit weist sie zurück und verweist im Ö1-Mittagsjournal darauf, dass keines der 250 bestätigten Opfer Arzt oder Spital wegen Komplikationen nach einer Verstümmelung aufgesucht hat (sondern z.B. im Zuge einer Schwangerschaft oder Entbindung): "Dass es nie Komplikationen gegeben hätte, ist eher unwahrscheinlich. Ich habe die andere Form der Schlussfolgerung offen gelassen: nämlich die, dass Patientinnen, die Komplikationen haben, dann trotzdem nicht zum Arzt gebracht werden - aus Angst vor der Bestrafung."

Gesetzeslage in Österreich

In Österreich ist Genitalverstümmelung verboten und wird als Körperverletzung geahndet, auch wenn sie im Ausland (z.B. im Urlaub) durchgeführt wird: Weder können Eltern für ihre Kinder noch eine volljährige Frau selbst einwilligen. Der Täter (also der Arzt) wird jedenfalls strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Auch die Frau selbst macht sich strafbar - allerdings habe es noch keine derartigen Fälle in Österreich gegeben; eine Gesetzesänderung werde auch nicht erwogen, so Rauch-Kallat. Eltern sind laut Ministerium in Österreich bisher noch nicht vor Gericht gestanden; bekannt sei lediglich der Fall eines Arztes, der aber frei gesprochen wurde.

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