Österreichs Muslime kritisch wegen Folgen der Anschläge

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Friday, 9 September, 2011
Österreichs Muslime kritisch wegen Folgen der Anschläge

Datum:  09.09.2011

Stichworte:   ÖSTERREICH,ISLAM,EXTREMISMUS,MENSCHENRECHTE

9/11 - Österreichs Muslime kritisch wegen Folgen der Anschläge

Vertreterin der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baghajati über die Auswirkungen von 9/11 

"Bedrohungsszenarien wurden konstruiert, die es legitimieren sollen, Muslime offen zu diskriminieren und in ihrer Religionsfreiheit einzuschränken", sagt Baghajati. Vorhandene Vorurteile und anti-muslimische Einstellungen seien "salonfähig" geworden. Rechtspopulisten würden vorhandene Ängste für ihre Zwecke missbrauchen und Ressentiments gegen "die Ausländer" zunehmend in Richtung "die Muslime" verlagern. Sie hofft, dass das schreckliche Attentat von Norwegen ein Umdenken bringe. Fanatisierte Islamhasser und Hass säende Internetforen müssen ernster genommen werden. 

Baghajati weist darauf hin, dass Diskurse über Religion - vor allem wenn es um das Thema Integration geht - wichtige Fragen über soziale Benachteiligung, Bildung, Wohnsituation und Jobchancen von Migranten in Österreich in den Hintergrund rücken. 

Hoffnung geben Baghajati die diesjährigen Entwicklungen in vielen Ländern der muslimischen Welt. Zu den fatalen Folgen von 9/11 gehöre das Ausrufen eines undefinierten "Krieges gegen den Terror", in deren Windschatten sich undemokratische arabische Diktaturen behauptet hätten. Die aktuellen Freiheitsbewegungen würden aber besser als jede akademische Debatte deutlich machen, wie sehr sich Muslime danach sehen, selbstbestimmt in demokratischen Rechtsstaaten, frei von Korruption und Freunderlwirtschaft und frei von Zensur leben zu können.

Baghajati sieht die Ereignisse des Jahres 2011 als Beweis für die Kraft friedlicher, ziviler Initiativen. "Freiheit und Demokratie können nicht unter Militärstiefeln fremdbestimmt importiert werden, sondern wachsen aus dem Volk selbst."
(Schluss-Textausschnitte) fpr/ap/ade

APA286


Interview Carla Amina Baghajati in Ö1 ab ca. Minute 7

http://oe1.orf.at/konsole?show=ondemand&track_id=283410&load_day=/programm/konsole/tag/20110909

Am Abgrund - New York nach dem 11. September. Gestaltung: Sandra Szabo
Musliminnen und Muslime über den Tag, der Welten verändert hat. Gestaltung: Julia Ortner und Markus Veinfurter
Islam, Gewalt und Internet. Gestaltung: Sandra Szabo

Indonesien: Ausstiegsprogramm aus der terroristischen Gewalt. Gestaltung: Lise Abid Die Bilder der einstürzenden Türme des World Trade Centers in New York haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Helmut Nausner, langjähriger Superintendent der evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich, ist einen Monat nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nach New York gereist und er hat den Ground Zero besucht.

Mit dem einschneidenden Tag 9/11 ist besonders der Islam in das Zentrum der Aufmerksamkeiten gerückt. Wir haben am Wiener Brunnenmarkt mit Musliminnen und Muslimen gesprochen und sind mit Carla Armina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen der 11. September auf das Leben von Musliminnen und Muslimen in Österreich hat.

Die Islamwissenschaft an der Universität Wien hat sich zu einem führenden Forschungszentrum über Online-Jihadismus entwickelt. Rüdiger Lohlker ist ein Kenner jener Internetmedien, auf deren Plattformen sich auch gewaltbereite Extremisten informieren. Um diesem Phänomenen entgegenzusteuern plädiert der Islamwissenschaftler für die Schaffung von „Gegenmilieus“, die gewaltbereiten Menschen einen Ausstieg ermöglichen oder bereits den Einstieg verhindern.

Indonesien ist das Land mit der höchsten muslimischen Bevölkerungszahl weltweit. Etwa 86 Prozent der rund 240 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind Muslime. Ihre große Mehrheit lehnt Gewalt ab und befürwortet den Weg der Demokratisierung, den das Land eingeschlagen hat. Probleme für die politische Stabilität bilden Korruption und Armut, von der über ein Viertel der indonesischen Bevölkerung betroffen ist. Dem Terrorismus versucht die Regierung des Inselstaates durch Sicherheitsmaßnahmen und militärische Aktionen beizukommen. Es gibt aber auch Rehabilitationsprogramme für ehemalige Terroristen, die ihre Haftstrafe abgesessen haben.