Pilgerfahrt der Muslime "hadsch"

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Pilgerfahrt der Muslime "hadsch"

FURCHE Kolumne: Jänner 2006

Der angeblich aus der Pilgerfahrt der Muslime „hadsch“ abgeleitete „Hatscher“ oder oft skurrile Wortspielereien wie „das Mekka der Biertrinker“ in Verbindung mit einer Religion, in der Fromme abstinent leben – viel ist es nicht, was es rund um die höchsten Feiertage des Islam ins breitere österreichische Bewusstsein geschafft hat.

Wer weiß schon, dass die Riten der Hadsch und des darin eingebetteten Opferfestes um den Propheten Abraham kreisen? Von diesem war die Kaaba, das für die Muslime älteste monotheistische Gotteshaus, errichtet worden. Wer nicht auf Pilgerreise ist, die nach Möglichkeit einmal im Leben unternommen werden soll, gedenkt doch des beispiellosen Gottvertrauens Abrahams. Eine Geschichte, die zunächst schaudern lässt: Den eigenen Sohn zu opfern? Dass stattdessen ein Opfertier von Allah gesandt wurde, enthält eine für die Menschheit befreiende Botschaft.

Wahrer Gottesdienst kann keine Selbstaufgabe sein, fordert keine „leeren“ Opfer, kein Abschlachten aus einem archaischen Trieb heraus. Das Opfer liegt in der Selbstüberwindung, um gegen die eigene Bequemlichkeit und Besitzgier sozial verträglich zu handeln. Das Fleisch der Opfertiere wird so unter dem Motto sozialer Gerechtigkeit und der damit nötigen Umverteilung geteilt: Ein Drittel geht an Bedürftige, ein Drittel an Nachbarn und Freunde und ein Drittel nur ist für den Eigenverbrauch bestimmt. Viele spenden den Wert des Tieres zur Gänze direkt in Hilfsprojekte.

Für den Dialog der abrahamitischen Religionen liegt hier ein einigender Kern. Wenn sich die Muslime in Österreich eine Feiertagslösung wünschen, die sie unabhängig vom guten Willen der Arbeitgeber macht, so auch aus dem Bewusstsein heraus, dass der Hintergrund  ihres Opferfestes nicht „fremd“ ist, sondern geteilt werden kann.

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