Muslimische Nachbarschaftsaktion für heuer erfolgreich abgeschlossen
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Eine rundum positive Bilanz kann die Nachbarschaftsaktion muslimischer Frauen rund ums Islamische Neujahr 1433 (heuer am 26. November) ziehen. Tausende Nachbarn wurden persönlich von Musliminnen aufgesucht und dabei ein Päckchen mit Süßigkeiten und eine Grußkarte überreicht. Der Grundgedanke, dass dieser direkte zwischenmenschliche Kontakt auch der direkte Weg für eine Stärkung des sozialen Zusammenhalts und verbesserter Kommunikation ist, ging dabei voll auf.
Erfahrungsberichte der Teilnehmerinnen zeugen von der großen Wirkung
“Meine Nachbarin hat mich mit Tränen in den Augen umarmt!” (Aysun aus Linz)
“Bei mir stand am nächsten Tag ein Kekssackerl vor der Tür, mit einer Dankeschönkarte jener Nachbarin, die ich am Tag vorher beschenkt hatte.” (Zeynep aus Wien, 23. Bezirk)
“Die Kids und ich gingen 12 Familien in der Nachbarschaft besuchen. Überall wo wer zu Hause war, war man über die Aktion sehr erfreut. Wir fanden auch kurze Gespräche...” (Mariam aus Graz)
“Die Nachbarin sagte: “Danke an Sie und danke an alle Musliminnen!”” (Amina aus Wien, 14. Bezirk)
„Ich habe wirklich nur Positives erlebt...Vom ersten Blick waren die Leute geschockt. Aber als ich gesagt habe, warum ich zu ihnen gegangen bin, habe ich große Freude und ein sehr schönes Lächeln in ihren Gesichtern gesehen. Vor allem ältere Leute haben sich sehr gefreut.“ (Shaimaa aus Wien, 12. Bezirk)
“Noch einmal DANKE für diese wunderschöne Aktion...auch wenn unser Beitrag nur klein ist, nur so, Schritt für Schritt können wir aufeinander zugehen.” (Simone aus Wien, 3. Bezirk)
Und viele, viele e-mails und Anrufe mehr, die in die gleiche Richtung gehen!
Nur zu den netten Nachbarn gehen?
Unter den Teilnehmerinnen diskutiert wurde die Frage, ob es angeraten sei, auch als grantig eingeschätzte Nachbarn zu besuchen. Die Meinungen waren durchaus geteilt. Da gibt es Frauen, die gerade hier eine Aufgabe sehen, „das Eis zu brechen“ und sich durch ihre Erfahrungen danach bestätigt sehen. Andere wollten einer Situation, wo ihnen grußlos die Tür vor der Nase zugeschlagen wird, lieber von vornherein aus dem Wege gehen.
Bisher zeigte sich aber nur eine Teilnehmerin trotz etlicher positiver Reaktionen auch ein Stück weit frustriert, weil sie mehrfach abgewiesen wurde. Auch das war da und dort zu erwarten gewesen, hat aber den Schwung der Aktion insgesamt nicht gebremst. Dass laut der europäischen Wertestudie (2008) 31% der Österreicher keine Muslime als Nachbarn wollen, wird durch die praktische Erfahrung wahrscheinlich dann nicht bestätigt, wenn Nachbarschaft mehr ist als ein unpersönliches Nebeneinander. Gerade das sollte die Aktion bewirken.
Breite Vernetzung unter Musliminnen
Trotz einer relativ kurzen Vorbereitungszeit fand die Aktion, die vom Frauenreferat der Islamischen Glaubensgemeinschaft ausging, ein überaus starkes Echo unter muslimischen Frauen jeglichen Alters und verschiedensten ethnischen Hintergrunds. Dank der Mobilisierungskraft der muslimischen Vereine (siehe die Liste der unterstützenden Organisationen) dürfen wir davon ausgehen, dass tausende Musliminnen bundesweit direkt eingebunden waren. Auch Religionslehrerinnen verbreiteten den Gedanken. Eine große Rolle spielte auch die Nutzung moderner Kommunikationswege, vor allem über Facebook und e-mail. „Nützliche Kettenmails“ seien dabei in Umlauf gewesen, um möglichst viele Freundinnen zum Mitmachen zu bewegen. Die Grußkarte war leicht selbst auszudrucken. Allein 10.000 Karten wurden aber auch direkt von der Islamischen Glaubensgemeinschaft zum Abholen zur Verfügung gestellt – und verbraucht!
Aktiv Klischeebilder über Musliminnen überwinden, gemeinsamen Wert der Nachbarschaft leben
Angesprochen fühlten sich die Teilnehmerinnen vor allem von der Möglichkeit, selbst aktiv werden zu können, um sich für mehr gegenseitiges Verständnis und bessere Nachbarschaft einzusetzen. Denn allgemein äußern Musliminnen immer wieder, es leid zu sein, in der Rolle des Opfers gesehen zu werden. So konnten Musliminnen ihr Selbstbild als selbstbewusste und an einem guten gesellschaftlichen Klima interessierte Frauen auch ein Stück in die Außensicht transportieren.
Daraus wird eine Tradition!
Daher treffen sich alle Teilnehmerinnen im Wunsch, die so positiv angekommene Aktion nun jährlich zum Hidschratag (dem Islamischen Neujahr) zu wiederholen und dabei von Jahr zu Jahr mehr Menschen einzubeziehen. So soll nachhaltig und eigeninitiativ das gedeihliche Zusammenleben in einer immer mehr von Vielfalt geprägten Gesellschaft gefördert werden. Denn natürlich ist zu hoffen, dass die gerade aufgenommenen Kontakte sich in der Zukunft positiv weiterentwickeln.
Und wenn Sie heuer noch keinen nachbarschaftlichen Besuch im Rahmen der Aktion erhielten: Hoffentlich spätestens bei der nächsten Nachbarschaftsaktion zum Islamischen Neujahr 1434, rund um den 15. November 2012!
Rückfragehinweis:
Carla Amina Baghajati, Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Oberster Rat
Tel. 01 2595449 oder 06991 2381075
Link zu einem Foto (mit der Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger): http://www.wien.gv.at/rk/msg/2011/11/26002.html
Weitere Fotos gerne auf Anfrage
Liste der beteiligten Vereine und Organisationen in alphabetischer Reihenfolge:
- An-Nur, Verein der Erleuchtung
- ATIB
- Bait al Muhtadin, Forum österreichische Muslime
- BETUINSI
- Dzemat Bosna
- Forum muslimische Frauen
- Hania Verein für Frauen und Kinder
- ILM
- Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen
- Islamische Fachschule für soziale Bildung
- Islamische Föderation, Frauen
- Junge Musliminnen Österreich
- Lilie – Frauenverein für Bildung und Kultur
- MiT Tirol
- Muslimischer Lehrerverein
- Nizam Alem
- Oase im Ländle
- Union Islamischer Kulturzentren Österreich
- Verda, Frauennetzwerk
- Verein albanischer Muslime in Hollabrunn
- Wakt Wien, Ausbildung Kultur und Toleranz