Landau: "Friede ist keine Selbstverständlichkeit"

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Thursday, 18 December, 2014
Landau: "Friede ist keine Selbstverständlichkeit"

Caritas, Diakonie, SOS-Mitmensch und Muslimen-Vertreter rufen bei Kundgebung am Wiener Stephansplatz zu Friede, Solidarität und Toleranz auf

Wien, 18.12.2014 (KAP) Zum einem Bekenntnis zum Frieden über alle Grenzen hinweg hat Caritas-Präsident Michael Landau am Donnerstagabend bei einer interreligiösen Friedenskundgebung am Wiener Stephansplatz aufgerufen. "Wir sind heute hier, um ein lebendiges Zeichen für den Frieden zu setzen. Denn Friede ist keine Selbstverständlichkeit", so Landau bei der von Caritas, Diakonie, SOS-Mitmensch, und der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) organisierten Aktion "Nein zu Hass und Gewalt".

Wie zerbrechlich Friede sein kann, zeigten laut Angaben Landaus die "furchtbaren Bilder und Geschichten", die täglich Hass und Gewalt, Extremismus und Krieg, Zerstörung und Verzweiflung sichtbar machten. Trauriges Beispiel sei Syrien: "Mehr Menschen als Österreich Einwohner hat, sind in und rund um Syrien bereits auf der Flucht" - für Landau die "größte humanitäre Not unserer Zeit - die größte humanitäre Tragödie seit Ende des II. Weltkriegs".

An diesen Konflikten sei deutlich ablesbar: "Friede ist ein Gut, das fortwährend errungen werden muss und das größte Wachsamkeit erfordert", zitierte Landau aus Papst Franziskus' Rede vor dem Europarat im November. Um nicht vor der "Größe der Aufgabe Friede" zu kapitulieren, brauche es die Anstrengung aller Menschen. Klar sei: Frieden könne es nicht geben, solange "der Frieden der einen auf Kosten des Friedens der anderen geht", so der Caritas-Präsident. In das alltägliche Leben könne diese Botschaft als soziale Gerechtigkeit, als Solidarität mit denen, die am Rand der Gesellschaft stehen, übersetzt werden.

Mit "Sozialromantik habe das aber absolut nichts zu tun", sondern mit gelebter Solidarität, betonte Landau und zeichnete die Gesellschaft als "Schicksalsgemeinschaft, aus der keiner ausgeschlossen werden darf, sich aber auch keiner davon stehlen kann". Der Appell der österreichischen Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner von vor 100 Jahren gelte auch heute noch: "Die Waffen nieder, sagt es allen!"

In einer Welt voller "Schreckens-Nachrichten, Hass, Feindschaft, kriegerischen Auseinandersetzung, Terroranschlägen, Folter und Mord" brauche es "klare Worte und hilfreiche Taten", betonte der evangelische Superintendent Hansjörg Lein. Wo Menschenrechte mit Füßen getreten, Friedensaktivisten ausgelacht und als "Gutmenschen" verspottet und Regimekritiker eingesperrt würden, gelte es, die Glaubensüberzeugung des von Gott kommenden Friedens entgegenzusetzen. "Gott möchte unsere Füße auf den Weg des Friedens lenken. Jeder kleine und große Schritt in diese Richtung ist wichtig für das Zusammenleben der Menschen weltweit", so Lein, der auf das Jesus-Wort "Selig sind die Friedensstifter" verwies.

Tarafa Baghajati, Obmann der Initiative österreichischer MuslimInnen, verurteilte erneut "jegliches Verbrechen im Namen des Islams von extremistischen Gruppierungen und Personen, die unsere Religion pervertieren". Sämtliche Werte des Islams und des Christentums von der Achtung der Menschenwürde bis zum Schutz für religiöse und ethische Minderheiten seien "unverhandelbare, universelle Werte, die nie mit Füßen getreten werden dürfen".

Ein Nein zu Hass und Gewalt dürfe aber nicht bei der deutlichen Verurteilung von Intoleranz und Terrorismus stehenbleiben, so Baghajati. "Daran anschließen muss der persönliche Einsatz dafür, dass eine andere Welt möglich ist." Der Weg zum Frieden führe nur über Gerechtigkeit, angefangen beim gemeinsamen Kampf jedes Einzelnen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Pauschalverdacht gegen Minderheiten.

Klare Worte fand Baghajati auch gegen die deutsche Bürgerinitiative "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (PEGIDA), die sich gegen eine vermeintliche Bedrohung Deutschlands durch den Islam richtet. Die Gruppierung sei eine "gefährliches Phänomen", das auch nach Österreich dränge und Islamfeindlichkeit und Rassismus propagieren möchten.

Zu mehr Zivilcourage rief Alexander Pollak, Sprecher von SOS-Mitmensch, auf. Der Appell gelte allen Menschen, unabhängig von Geburtsort, Religion oder Hautfarbe. Besorgniserregend sei eine "Welle an rassistisch motivierten Übergriffen im öffentlichen Raum, insbesondere gegen Kopftuchträgerinnen". Angesichts der Krise sei es nötig, "einen kühlen Kopf und ein warmes Herz zu bewahren".

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