IS besiegen heißt gegen Assad vorgehen

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KOMMENTAR DER ANDEREN | TARAFA BAGHAJATI

3. Oktober 2014, 17:22

Nur ein Systemwechsel bricht die heimliche Allianz zwischen Diktator und Islamisten

Wer IS besiegen will muss sich auch mit Assad beschäftigen

Noch immer wird von der Verbrecherbande IS so berichtet, als ob diese Leute einfach von Himmel gefallen wären. Wer IS bekämpfen will, muss ein wenig zurück in die Geschichte gehen, speziell des Iraks und Syriens. Im Irak ist ISIS ein Spätprodukt des Irakkriegs 2003. Dieser Krieg und die nachfolgende US-Verwaltung etablierte eine konfessionell geführte Regierung und es wurde ein de facto gespaltener Irak zurück gelassen. Schiiten und Kurden wurden gut bedient; arabische Sunniten wurden bestraft, einerseits weil Saddam Hussein aus ihren Reihen stammt, andererseits waren sie selbst schuld an ihrer Misere, da sie sich schrecklich ungeschickt verhielten und alle ihre Möglichkeiten nach dem Motto „alles oder nichts“ selbst vereitelten. Die konfessionelle Spannung, die einen noch nie da gewesenen Hass zwischen Schiiten und Sunniten mit sich brachte, war der Nährboden für extremistische Gedanken auf allen Seiten. In Syrien dagegen waren hunderte extremistische Al Qaida Kämpfer in den Gefängnissen des Assads Regimes inhaftiert; diese hatten früher im Irak – mit Assads Unterstützung - gegen die US-Besatzung gekämpft und wurden daher geduldet. Diese hat Bashar Al Assad im Oktober 2011 freigelassen. Viele von ihnen schlossen sich der Al Nusra Front und ISIS an und es gilt als sicher, dass viele vermummte IS-Führer aus ihren Reihen stammen. Mit diesem Schritt hat Bashar Al Assad seine Strategie, sich als das „kleinere Übel“ gegenüber der Welt zu präsentieren gefestigt. Er setzt alles daran zu zeigen: „Es gibt in Syrien keinen Aufstand, sondern nur Terrorismus“. Dazu nimmt er in Kauf, dass IS Teile Syriens erobern konnte. Er ließ diese Leute frei, während Tausende Anhänger der gemäßigten und friedlichen Opposition bis heute in seinen Gefängnissen unter schlimmsten Bedingungen festgehalten werden. Verschwörungstheorien zufolge ist IS ohnehin seine Erfindung, um seine Gegner zu schwächen. Diese vermeintliche Geheimkoalition zwischen Assad und IS kann zwar nicht bewiesen werden, dass aber Assad durch IS erleichtert wurde sich zu behaupten ist gewiss, da IS seit über einem Jahr der Hauptfeind aller anderen bewaffneten Gruppen ist; und dies im gesamten Norden und Osten des Landes. Es wurden bis vor wenigen Wochen nie militärische Auseinandersetzungen zwischen IS (früher ISIS bzw. Daish „Kürzel auf Arabisch“) und Truppen von Assad gemeldet. Dutzende oppositionelle Kämpfer in Syrien wurden von IS immer wieder hingerichtet oder ermordet.

Wichtig wäre es Präsident Obama folgendes auszurichten: Wer wirklich zur Beendigung des Schreckphänomens IS beitragen will, muss sich für die Freiheit der Syrer engagieren und dass passiert nur durch eine radikale Systemänderung und Schwächung der Macht des Diktators Bashar Al Assad bzw. seiner Geheimdienste. Wer Assad und seine bedingungslose russische und iranische Unterstützung duldet, bekommt IS Daish als Ergebnis.
Jedoch schaut es danach aus, dass angesichts der Schwäche der Obama Administration und der Machtlosigkeit Europas, das Regime und seine Spitze Al Assad persönlich keinerlei Veranlassung sehen auch nur das geringste ihrer absoluten Macht aufzugeben. Hier fühlt sich Assad in einer Sicherheitszone: international von Putin geschützt, regional durch den Iran bedingungslos gestärkt und von der libanesischen Hizbullah Milliz militärisch unterstützt. Je länger dieser Konflikt dauert, umso mehr werden extremistische Gruppierungen in Syrien und im Irak Fuß fassen und die IS wird sich etablieren. Die Nicht-Lösung wird zunehmend nicht nur eine Gefahr für Syrien, den Irak und die gesamte Region, sondern für die ganze Welt und Europa zuerst. Das US-Bombardement könnte hier sogar eine zusätzliche Eskalation und Polarisierung bewirken anstatt IS zu schwächen.

Tarafa Baghajati

Datum: 
Friday, 3 October, 2014
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