Die Zeit danach

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Die Zeit danach

Omar Al-Rawi über die Terroranschläge aus der  Sicht eines muslimen Österreichers

„Die alte Weltordnung gibt es nicht mehr, nur sie weiß es noch nicht“, meinte der norwegische Friedensforscher Johan  Galtung einen Tag nach dem schrecklichsten und grausamsten Terroranschlag der Menschengeschichte. Tatsächlich das „Pearl Harbor“ des  21. Jahrhunderts. Da wie dort wurde eine Nation unerwartet ins Herz von Selbstmordattentätern getroffen. Die Gefahr für den Weltfrieden ist groß, und schon sind eine Milliarde Muslime der Welt von einer Person in Afghanistan in Geiselhaft  genommen. Trotz Verurteilung, Distanzierung, Solidarität der gesamten islamischen Welt sprach man vom ersten Augenblick an nur mehr vom islamischen Terror. Plötzlich schienen alle Bemühungen um Integration, Dialog, Kampf  gegen Fremdenfeindlichkeit bei der Stunde Null zu sein. Die Rede war selten von Gerechtigkeit sondern eher von Rache und Vergeltung, Zahlreiche Drohungen und Pöbelein zeugten viel mehr von kollektiver Bestrafung und Sippenhaftung, als von Bestrafung der Schuldigen. Was nun, außer Aufklärung und Setzen von vertrauensbildenden Maßnahmen sollte man tun?

Integration nicht nur forcieren sondern auch zulassen. Die bereits erkennbare Emanzipation und Identifikation mit Europa und Demokratie sollte gefördert  werden und keine Subkultur oder gar Parallelgesellschaft entstehen lassen. Tendenzen, Vereine zu verbieten, die islamisch sind, scheint nicht unbedingt der richtige Weg zu sein. Integration bedeutet auch Partizipation. Hier sei viel Augenmaß und Differenziertheit an den Tag zu legen.
Dass es Schläfer gibt, hat sich leider herausgestellt. Aber der allgemeine Verdacht ist gefährlich und antiintegrativ und würde die Musilme zu einer potentiellen Gefahr ja sogar zu einer tickenden Bombe stigmatisieren. Alle Anstrengungen eines Antidiskriminierungsgesetzes wären dann eine Farce. Zu den bereits diskriminierten Frauen am Arbeitsmarkt kommen noch Männer, die in sensiblen Berufen nicht mehr in Frage kommen.

Kein Huntington’s „Clash of Civilisations“, sondern der Dialog der Kulturen ist gefordert. Galtung meinte auch in seinem Wienbesuch, man sollte den Frieden anstatt den Konflikt mit der islamischen Welt suchen und schließen.
Es gibt auch andere Wege als Gewalt um Konflikte zu lösen. Hier sind Mediatoren a la Österreich gefragt. Die Neutralität gewinnt meiner Ansicht nach in solchen Situationen an Bedeutung und ist eine Riesenchance eine aktive Rolle für den Erhalt des Weltfriedens zu spielen. Sie ist keinesfalls ein Akt der Feigheit oder gar Verantwortungslosigkeit.

Die Welt ist kleiner und verletzbarer geworden. Probleme wie Globalisierung, Armut Klimaverschiebung, Menschenrechtsverletzungen und regionale Krisenherde machen nicht mehr Halt vor unseren Grenzen. Die Lösung dieser Probleme sollte unser Anliegen sein. Sind unsere Sinne bereits derart abgestumpft?  Gewalt, Verbrechen und Unrecht sollte nicht erst durch einen Terrorakt mit  hollywoodreifer Inszenierung uns zum Nachdenken bewegen.

Nach Pearl Harbor ist Amerika in den Krieg gezogen und die  japanische Minderheit Amerikas  wurde kollektiv interniert, diskriminiert und als fünfte Kolonne betrachtet. Ich hoffe das beides dieses Mal nicht geschieht.

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